„Wie man sich bettet, so weillt man“

LINDAU – Da agiert, singt und schauspielert mit Nina Klar eine bemerkenswert schöne Frau auf überaus hohem Niveau, weiß sich in Johannes Franz von einem absolut professionellen Akkordeonspieler begleitet und darf mit Roland Suter auf einen erfahrenen Kabarettisten bauen – und doch: das Durchhaltevermögen der Handlungsidee zur Darbietung Weill’schen Liedgutes scheint deutlich hinter der Summe des versammelten künstlerischen Potentials zurückzubleiben.

Diese Idee, der möglichen Eintönigkeit mit den Liedern eines einzigen Komponisten vorzubeugen, indem man dessen – selbstverständlich erfolglosen! – Bruder mit seiner Sicht der Dinge auftauchen läßt, ist ja an sich ganz hübsch; so lassen sich biographische Elemente einbauen, die nicht Gefahr laufen, aus einem Liederabend eine Lehrstunde zu machen. Allerdings blieb selbst diese Absicht immer wieder zwischen vordergründigen Gags und allzu kurzer Beleuchtung interessanter Hinweise auf Kurt Weills Leben stecken.

Wenn der Schlußbeifall im vollbesetzten Club Vaudeville dennoch herzlich und anhaltend war, so galt dieser wohl vor allem der schauspielerischen und musikalischen Umsetzung dieses Weill-Abends. Dieser war – bei aller Würdigung des beachtlichen Könnens der beiden Männer – in erster Linie auf Nina Klar zugeschnitten.

Kein Zweifel: ihr Repertoire an schauspielerischen und stimmlichen Möglichkeiten fand hier reiche Nahrung, die Bewegungen waren gekonnt, ihre Aussprache vorzüglich, und ihre sinnliche Wirkung paarte sich mit offensichtlichem Spaß am Verkleiden. Nicht eine Sekunde spielte sie am Text vorbei, geradezu intim gerieten die Lieder vom Regen und vom „Meer, so blau“. Qualitäten allesamt, die vielleicht auf einer großen Bühne noch stärker, weniger theatralisch zur Wirkung kommen, als es der Unmittelbarkeit der kabarettfreundlichen Clubbühne bekommt.

Nina Klar verleugnet ihre Opernausbildung nicht, demonstriert aber auch ihre musikalische Vielseitigkeit. Vielleicht durften wir teilnehmen am Traum der Donna Anna, die endlich einmal die Seeräuber-Jenny spielen wollte…