Von Mäusen und Menschen (John Steinbeck)

Für viele der Höhepunkt der Saison

70 Jahre nach seinem Erscheinen hat John Steinbecks „Von Mäusen und Menschen“ nichts von seiner Faszination eingebüßt. Die ausverkaufte Vorstellung wurde für viele Besucher zum Höhepunkt der bisherigen Saison – was nicht zuletzt dem hinreißenden Zusammenspiel von Hannes Jaenicke und Roman Knizka zu verdanken war.

Am Ende war die Frage nicht mehr so wichtig, ob die Zuschauer nun wegen des Stückes oder der prominenten (und attraktiven!) Besetzung gekommen waren. Denn die einfühlsame Regie von Gil Mehmert und das homogene Ensemble der „Neuen Schaubühne München“ bargen bereits von Beginn an den Keim des Besonderen.

Ohne jeden Schnickschnack konzentrierte sich die Inszenierung zuallererst darauf, die aussichtslosen Bemühungen und die vergeblichen Träume von Underdogs erlebbar zu machen; wie wichtig dann Zusammenhalt und Verantwortlichkeit – heute würde man es wohl „Solidarität“ nennen – werden können, hat das ergreifende Schicksal der ungleichen Freunde George und Lennie gezeigt. Der tödliche Gnadenschuss am Ende symbolisiert dabei nicht nur das Ausmaß dieser Freundschaft, sondern markiert in seiner spielerischen Umsetzung durch Roman Knizka und Hannes Jaenicke auch den grandiosen Höhepunkt innerhalb dieser Aufführung.

Hannes Jaenicke als debiler und kraftstrotzender Landarbeiter?

Schnell könnte da die Grenze zur Übertreibung erreicht werden, und groß ist die Gefahr, diesen Lennie lächerlich statt bemitleidenswert zu finden. Was Jaenicke jedoch aus dieser Rolle macht, ist schlichtweg meisterhaft. Da ist es bedeutungslos, wenn die Mäuse und Hunde, die er doch so gern und meist mit tödlichem Ausgang umarmt, aus Wolle gestrickt sind – entscheidend ist, wie es ihm gelang, dieser Beziehung lebendigen Ausdruck zu verleihen. Wer könnte den sehnsuchtsvollen Blick vergessen, den er fast begierig auf diese „Lebewesen“ richtete, die er doch so gerne „streichelt“? Als es schließlich die weichen Haare einer leibhaftigen Frau (Patrizia Margagliotta) waren, die Lennie zum Berühren drängten, war die Unausweichlichkeit ihres nahenden Todes dann mit Händen zu greifen..

Roman Knizka als George war ihm in jeder Hinsicht ein ebenbürtiger und kongenialer Partner. Er versah seinen Part mit feinsten Nuancen, changierte zwischen unverbrüchlicher Treue und verzweifelter Ungeduld, doch stets war sein Tun geprägt von Verlässlichkeit und einer Verantwortung, die ihm niemand abnehmen konnte. Keine Frage: diese beiden Schauspieler dürfen für dieses Stück als Traumbesetzung gelten

Natürlich spielten die weiteren Darsteller im Rahmen der gesamtem Geschichte eine nachgeordnete Rolle; dass sie jedoch mit Matthias Grundig, Rolf Krieg, Horst Stenzel, Matthias Kupfer und Horst Stenzel so treffend und glaubwürdig besetzt waren, verlieh der Inszenierung ihr Format und ihre Geschlossenheit.

Ensemble erntet dicken Applaus

Besondere Erwähnung verdient in diesem Zusammenhang auch das schlichte, aber effektvolle Bühnenbild. Zusammen mit den genial eingesetzten Naturgeräuschen und den Klängen einer Bluesgitarre – alle von den Spielern selbst erzeugt – entstand daraus eine überaus dichte Atmosphäre, die den großartigen Gesamteindruck dieser fesselnden Aufführung unterstrich. Den donnernden und anhaltenden Applaus, den die Schauspieler-Crew für ihre Leistung empfangen durfte, kennt man sonst eigentlich nur nach guten Opernaufführungen.