LINDAU – Noch vor einer Woche haben „Schorsch & de Bagasch“ gezeigt, wie man Blues auf bayerisch buchstabiert und damit locker an das hohe Niveau des gegenwärtigen Zeughausprogramms anknüpft. Am Sonntag war die Grazer Frauengruppe „Quem-pas“ zu Gast, und sie hat die hohen Erwartungen nicht nur erfüllt, sondern die Messlatte erneut höher gelegt.
Zumindest hier irrte Goethe mit seinem Satz: „Nichts ist schwerer zu ertragen als eine Reihe von schönen Tagen!“ Denn zumindest die Reihe schöner Veranstaltungstage, die man mittlerweile im Zeughaus erleben kann, wird länger und länger; dass man immer häufiger die „Ausverkauft“-Tafel vor die Tür stellen muss, ist ein Indiz für diese Beobachtung.
Die Zeiten, wo man sich als regelmäßiger Besucher manch dezenten Seitenhieb nicht verkneifen konnte, gelegentlich sogar die „Schonungs-Karte“ zog und besser gar nichts darüber schrieb, scheinen also endgültig vorbei zu sein. Dies hat sich auch zuletzt erwiesen, als man dicht hintereinander so unterschiedliche Künstler wie die „Famiglia Rossi,“ „Schorsch & die Bagasch“ oder – wie zuletzt – „Quempas“ miterleben konnte.
Als die „vier Grazien“ aus Graz wurde diese A-cappella-Gruppe angekündigt, und auch der musikalische Ritterschlag – „entdeckt und empfohlen von den Wise Guys“ – fand natürlich Eingang in die Werbung. Wenn man allerdings Zeuge des aktuellen Programms „Wullewuh“ war, so scheint dieser Hinweis gar nicht nötig zu sein. Die vier aparten Damen zwischen 24 und 30 trumpften mit ihrer Musikalität und schauspielerischen sowie komödiantischen Talenten derart stark auf, dass man sich um den Unterhaltungswert keinerlei Sorgen machen musste. Hübsch dekoriert entfachten sie jenes „Showfeuerwerk“, das man von ihnen auf dem Kreuzfahrtschiff „Aida Blue“ erwartete, welches als Dekoration für das aktuelle Programm von „Quempas“ dient. Aus diesen Vorgaben aber entwickelte sich nicht das sattsam bekannte, meist mühsam-gequälte Konstrukt, wo die Musikfolge in eine alberne Handlung eingebettet werden soll, sondern sie dienten gewissermaßen als Initialzündung für herrliche Späße, kabarettreife Einzelaktionen und beachtliche Schauspielerei.
Mut zur Hässlichkeit
Selbst ein paar umwerfende Gstanzl ließ dieses Programm zu, und die verwendeten, wahrhaft „gräulichen“ Gebisse zeigten, wie scheußliche Zähne selbst die hübschesten Gesichter entstellen können. Diesen Mut zur Hässlichkeit aber konnten sich die jungen Frauen leisten, denn bis zum begeistert beklatschten Schlussstück hatte sich der ausverkaufte Saal natürlich in eine einzige Fanmeile verwandelt, welche „Quempas“ problemlos zum Mitsingen animieren konnte.