Verwandte sind auch (nur) Menschen (Erich Kästner)

Altmodisches zum Lachen

Beim Verlassen des Theaters hat ein Zuschauer das Gesehene als „altmodische Komödie“ bezeichnet. Das war durchaus wohlmeinend. Hinzu kommt, dass Erich Kästners Frühwerk in diese närrischen Zeit passt. Wohl unbeabsichtigt hat es darüber hinaus den Bogen zu Kästners 110. und Heinz Erhardts 100. Geburtstag geschlagen.

Da fallen also die lieben Verwandten im Haus des reichen Onkels aus Amerika ein, weil der so unerwartet gestorben ist und es nun eine Menge Geld zu erben gibt. Der Onkel ist aber gar nicht tot, sondern gibt sich als sein eigener Diener aus. Er will sie nämlich nur ärgern und sehen, wie es denn nun tatsächlich um die ferne, immer ein wenig boshafte Verwandtschaft bestellt ist. Die ist aber gar nicht so schlimm wie erwartet, und so kommt es am Ende zu einer Lösung, die eher zu den Bedürfnissen der hoffnungsvoll Angereisten als zum Geiz des Onkels passt.

Erich Kästner schrieb dieses Stück als Co-Autor mit Eberhard Keindorff. Das war etwa 1933, und als es 1937 erschien, musste es wegen Kästners damaligem Berufsverbot unter Keindorffs Pseudonym Eberhard Foerster veröffentlicht werden.

Dieter Ballmann hat dieses leicht angestaubte Stück bearbeitet und inszeniert, und er verleiht seiner Doppelrolle als Diener und Onkel Glaubwürdigkeit und Sympathie. Im Rückblick hat er sich wohl am meisten mit seiner Rolle identifiziert. Auch Rainer Hunold, der durch seine Popularität wohl mit dazu beigetragen hat, dass Lindaus Stadttheater so gut besucht war, hat seinen Part als Justizrat und Freund des (Un)Verblichenen elegant und ohne übertriebenen Einsatz absolviert. Ihren Spaß an der alkoholfreudigen Rolle hatte wohl auch Isolde Polzin.

Ausnahmsweise gibt ein Reicher ab

Das übrige Personal des Stückes, das mit immerhin zehn Schauspielern geradezu üppig besetzt war, hat sich derweil auf die ziemlich plakative und übertriebene Umsetzung des Stoffes geeinigt und ließ auch keinen Zweifel daran, dass man das Ganze lediglich als Lustspiel behandeln wollte. Entsprechend gab es einiges zu lachen, und schließlich war wohl auch der größte Teil der Zuschauer damit einverstanden, den netten, hin und wie der so gar geistreichen Spaß nicht allzu ernst zu nehmen. In Zeiten wie diesen war es aber immerhin erfreulich zu erleben, wie ausnahmsweise die besonders Reichen etwas abgaben, um den weniger Betuchten ein angenehmeres Leben zu ermöglichen.