Beim Jahreskonzert beweist der Musikverein Lindau-Reutin wieder einmal, dass er auf einem erheblichen Leistungsniveau spielt. LZ-Foto: Reiner Roither
LINDAU – Das gut besuchte Jahreskonzert des Musikvereins Lindau-Reutin hat mit einem ebenso anspruchsvollen wie kurzweiligen Programm und einer großen Tombola aufgewartet. Zu Ehren von Beirätin Hilde Vogler gab es am Schluss den „Radetzkymarsch“, den sich die Verstorbene als musikalischen Gruß gewünscht hatte.
Übers Jahr gehört es zum Alltag von Musikvereinen, so manchen Anlass mit ihrem Können zu bereichern. Beim Jahreskonzert aber sind sie selbst der Anlass, dessentwegen viele Zuhörer kommen. Sie tun es, um die Arbeit der Musiker, ihre Ausdauer und nicht zuletzt ihr Können zu würdigen. Auch in der Inselhalle, wo jetzt das Jahreskonzert des Musikvereins Lindau-Reutin stattfand, waren es nicht nur Angehörige und Kollegen, sondern auch zahlreiche Repräsentanten aus Politik und Bürgerschaft – allen voran Oberbürgermeisterin Petra Seidl, einige Stadträte und Ehrenbürger Franz Fiala, die ihre Anerkennung durch ihre Anwesenheit zum Ausdruck brachten.
Bereits der pompös besetzte und brillant interpretierte Auftakt – Michael Kamens Filmmusik zu „Robin Hood“ – ließ erahnen, auf welches künstlerische Niveau man sich für den weiteren Verlauf einstellen durfte. Reinhold Schäffeler führte seine Musiker präzise und mit ebenso klarem wie ausdrucksvollem Dirigat durch die jeweilige Partitur, Petra Schreiner steuerte die entsprechenden, manchmal allzu ausführlichen Informationen bei Dabei machte die Programmauswahl deutlich, dass hier nicht nur ein eindrucksvoller Nachweis für den gegenwärtigen Leistungsstand erbracht werden sollte. Vielmehr ist es gelungen, einen Mix zu finden, der für die Zuhörer höchst attraktiv war und bei dem die Musiker stolz sein können, am Ergebnis beteiligt gewesen zu sein.
Wenn so unterschiedliche Werke wie etwa die „Sinfonischen Tänze“ aus „Anatevka“, wo insbesondere die Holzbläser imponierten, oder die Highlights aus dem „Tarzan“-Film, den die hervorragende Rhythmusgruppe so effektvoll dominierte, so bruchlos über die Bühne gehen, dann weiß auch der unbedarfte Zuhörer, dass diesem fein abgestimmten Zusammenspiel von fast 50 Musikern eine Menge Arbeit vorausgegangen sein muss. Dies umso mehr, weil vermutlich nicht jeder über das Sondertalent eines Philipp Einsiedler verfügt, der nicht nur als Xylophon-Solist im „Flying Mallets“-Czardas glänzte, sondern ebenso an den anderen Schlagwerkinstrumenten – etwa Pauken und Glocken -, über die der Musikverein aus Reutin verfügt.
Beeindruckender Nachwuchs
Eine schöne Geste, aber auch Ausdruck der guten Zusammenarbeit mit der Musikschule und ihrer Jugendkapelle, war der Auftritt des Bläservororchesters unter der Leitung von Thomas Spies. Die beachtliche Leistung, die sie bei ihren vier kurzen Stücken zeigten, führte vielen Besuchern vor Augen, wie unabdingbar eine frühzeitige und gute Ausbildung von Kindern in Musikschule und Musikvereinen ist: Nur so können Jahreskonzerte wie dieses Wirklichkeit werden.
Für den Vorsitzenden Oliver Weishaupt bilden die Kinder und Jugendlichen – es sind zur Zeit etwa 50 – „das Rückgrat des Vereins.“ Dies haben sie musikalisch eindrucksvoll bestätigt. Für die politisch Verantwortlichen – und darüber sind sich die meisten offenbar einig – gehört solch jugendliches Engagement zum städtischen Erbgut, über das man sich bei solchen Anlässen freuen darf, das zu schützen und zu fördern aber weiterhin zu ihren vornehmsten und wichtigsten Aufgaben gehören sollte.