Hägele & Co. (Stefanie Stroebele)

Hägele & Co spielen nicht nur für die Schwaben

Fast 400 Zuschauer hat Stefanie Stroebeles Komödie „Hägele & Co.“ ins Stadttheater in Lindau gelockt. Schwäbische Eigentümlichkeiten verteilten sich zwar genüsslich über das ganze Stück, doch blieb die eigentliche Thematik – Alltagsprobleme eines Hartz IV-Empfängers – stets sichtbar.

Es gibt eine bestimmte Art von Komödien, über die man gern die Nase rümpft. Noch kritischer wird der Blick, wenn sie auch noch im Dialekt dargeboten werden. Vor diesem Hintergrund darf „Hägele & Co.“, das jetzt von der Stuttgarter „Komödie im Marquardt“ im bayerischen Stadttheater in Lindau gegeben wurde, durchaus als mutiges Wagnis gelten.

Doch auch wenn in der Pause ein paar Zuschauer gegangen sind, weil ihnen das Ganze vielleicht allzu schwäbisch vorkam, so muss man dem Stück und der Inszenierung von Werner Asam sehr wohl einige Komplimente machen: zunächst hat es sich nicht in die Länge gezogen, wie das oft bei schlechteren Ausgaben dieses Genres der Fall ist; die unvermeidlichen Anspielungen auf das, was gemeinhin für „typisch schwäbisch“ gehalten wird, erfolgte ohne die übliche Häme, dafür mit Selbstironie und einem gewissen Charme; und am Schluss lösten sich die üblichen Verwicklungen nicht plötzlich in eitel Sonnenschein auf, sondern ermöglichten lediglich einen optimistischeren Blick auf das, was bisher als unüberwindbares Hindernis galt.

Und dazu gehören in diesem Fall immerhin die deprimierende Arbeitslosigkeit des Hermann Hägele, die Schwangerschaft seiner bald 18-jährigen Tochter Angelika und die grandiose Pleite von Schwiegervater und Opa Ludwig Engel. Ihnen gegenüber befinden sich auf der vermeintlichen Sonnenseite ein schwuler Mitbewohner, eine nervtötende Nachbarin mit einem geerbten Haus und Helene Hägele, die dank Arbeitsplatz für den Unterhalt der Familie sorgt und derzeit von einem ehemaligen – und erfolgreichen! – Schulkameraden umschwärmt wird.

Herrliche Situationen

Aus diesem Personal lassen sich natürlich herrliche Situationen schaffen, und die Autorin tut das mit viel Geschick und Sinn für jene Art von Humor, der aufs Schenkelklopfen verzichten kann. Gerade deshalb konnte es wohl gelingen, wenn es bereits nach wenigen Minuten den ersten Szenenapplaus gab, dem noch mancher folgen sollte.

Joerg Adae und Rose Kneissler hatten als Ehepaar Hägele sichtlich Spaß daran, ein „typisch schwäbisches Ehepaar“ – fleißig, nörgelnd und den Mann ein wenig lustfern – darzustellen, während Walter Schultheiß und Monika Hirschle eher die Rolle des gerissenen Schlitzohres verkörperten. Allen jedoch war anzumerken, dass sie den Spielraum genossen, den ihnen „Hägele & Co.“ bot; und der zeichnete sich dadurch aus, dass er gerade so viel Tiefe hatte wie nötig – und weniger harmlos war als üblich. Über allem aber schien dieser verschmitzte Satz zu stehen, welcher der Komödie ihre Unverwechselbarkeit gab: „Des lärnet se scho no, des Schwäbisch!“