Fast ein Poet (Eugene O’Neill)

Ein schales Gefühl hinterlassen

Zäh und berechenbar schreitet die Handlung von Eugene O’Neills Schauspiel voran. Trotz eindrucksvoller Leistungen der Hauptpersonen will sich das Verstaubte dieser Geschichte nicht recht lösen.

Was nimmt man nach so einem Theaterabend mit nach Hause? Die Geschichte eines gescheiterten und schließlich geläuterten Traumtänzers- durchaus glaubwürdig verkörpert von Ezard Haußmann – ist in dieser platten psychologischen Deutung kaum dazu angetan, in Schwärmerei zu geraten. Und das Aufbäumen der Tochter gegen die kolossale Lebenslüge ihres Vaters gelingt Juliane Kosarev zwar auf packende, oftmals subtile Weise, doch bleibt auch sie zwischen einer ambivalenten Vaterliebe und dem eindimensionalen Korsett der Vorlage hängen. Auch Mutter Nora, die in Gila von Weitershausen zur hoffnungslos aufopfernden und liebenden Gattin wird, mischt dem Stück zwar starke Elemente bei, doch will sich trotz all der schauspielerischen Kompetenz nicht das Gefühl einstellen, einem Theaterabend beigewohnt zu haben, den man unbedingt weiter empfehlen müßte.

Gewiß war es schön anzusehen, wie Mutter und Tochter keineswegs zu Opfern der jeweiligen Männer, sondern ihrer Liebe wurden; und jener zärtliche Moment, als Ezard Haußmann seiner Frau erstmals wieder übers Haar streicht und sie küßt, hatte anrührende Größe. Doch die folgende Litanei all der Vorsätze, die dieser Cornelius Melody einzuhalten gedachte, hatte die Penetranz von Predigten, die nicht wissen, wann sie zum Ende kommen sollen.

Vielleicht wurde die matte Wirkung von „Fast ein Poet“ noch durch den Entschluss der Regie und des ansprechenden Bühnenbildes erhöht, diese Geschichte so streng im beginnenden 19. Jahrhundert zu belassen und ihr bereits damit manch hilfreiche Brücke zu unserer Zeit zu versagen.

Denn ohne Zweifel könnte die traurige Thematik auch fürs Theater ergiebiger sein. Allerdings dürfte dann einer weniger plakativen, sprachlich schlankeren Bearbeitung größere Überzeugungskraft beschieden sein. Schade – an den Schauspielern lag es jedenfalls nicht, wenn die knapp zweieinhalb Stunden ein schales Gefühl hinterlassen.