Ein schöner Schwede (Laurence Jyl)

Nichts für die Ewigkeit, aber für einen netten Abend geeignet

„Das fängt ja gut an“ – so die ersten Worte von Gerit Kling -, und das blieb es denn auch bis auf diesen 10-Minuten-Knick nach der ersten halben Stunde: da nistet sich eine attraktive Sekretärin für einen Abend im protzigen Haus ihrer vermeintlich abwesenden Chefin ein, um damit ein paar Gästen zu imponieren, bestellt über eine Agentur den schwedischen Leih-Mann Herman, ist zunächst tief enttäuscht von seinem Äußeren und erfährt dann via Telefon, daß er möglicherweise ein bekannter Arzt und Fernsehmann, Abteilung Erotik, ist. Was passiert? Die zunächst herrliche, manchmal geradezu feinsinnige Auseinandersetzung zwischen Männlein (äußerlich Durchschnitt, aber klug) und Weiblein (naja: eben umgekehrt…) hinsichtlich der Unzulänglichkeiten des/der jeweils anderen, mündet nach dieser Wendung plötzlich in das, was weniger pfiffigen Lustspielen ihren fragwürdigen Ruf eingehandelt hat: eine überaus blutvoll und variabel agierende Bühnenpersönlichkeit wie Gerit Kling mutiert für zehn Minuten auf einmal zu einer dusseligen und brunftigen Göre, die sich kurz vor dem Ziel ihrer heimlichen Wünsche wähnt. Es ehrt die Schauspielerin sowie den hervorragenden Heinz Rennhack, daß sie diese schwächelnde Regiestrecke auf gleich tiefem Niveau begangen haben, um sie jedoch nach der Pause sehr schnell wieder zu verlassen. Der Reiz des Lustspieles der französischen Autorin Laurence Jyl liegt ansonsten in seinem weitgehenden Verzicht auf das übliche Bombardement dürftiger, aber plakativer Momente. Vielleicht ist es dem guten Gespür dieser Frau zu verdanken, daß sie mehr auf die Wirkung des durchaus witzigen Sujets setzte; sind dann noch die drei wichtigen Rollen mit ernsthaften Schauspielern besetzt, kann eigentlich nichts schiefgehen: nicht unbedingt ‚was für die Ewigkeit, für einen hübschen Abend aber durchaus geeignet. Das ebenso kurze wie kurzweilige Stück bot schließlich viele Gelegenheiten, um die Erwartungshaltung des zahlreichen Publikums nach Spaß und Lachen zu befriedigen. Dieses nahm das Angebot dankbar an, klatschte freundlich – und das war es dann auch.