Eckart von Hirschhausen – Glücksbringer

Kabarett auf medizinisch macht Spaß

Bei den Privatversicherten in den ersten Reihen des ausverkauften Stadttheaters hat sich Eckart von Hirschhausen für die zehnminütige Verspätung galant entschuldigt: „Ich weiß, Sie sind es nicht gewöhnt, dass man auf den Arzt auch ‚mal ein paar Minuten warten muss.“

Doch wenn man anschließend fast drei Stunden so erfolgreich und humorvoll behandelt wird, spielte es am Schluss keine Rolle mehr, ob man nun Privat- oder Kassenpatient war.

Seine Leser wussten natürlich, dass es ein „Medizinisches Kabarett“ tatsächlich gibt, seit Eckart von Hirschhausen es zur Kunstform erhoben hat, die in dieser Qualität bisher nur von ihm zu haben ist. Angesichts seines sympathischen Auftretens und seiner vertrauenserweckenden Berufsbezeichnungen – Arzt, Kabarettist, Humortrainer und Bestsellerautor – konnte man seiner Zusicherung „Ich werde Sie gut behandeln“ durchaus Glauben schenken. Und Profi, der er ist, vergaß er natürlich nicht, ein aufrichtiges Bekenntnis zu Lindau abzugeben, das ihn immer wieder inspiriere und für das er auch als

Tagungsteilnehmer schwärmt.

Ansonsten dürften auch die vielen Psychos in der Runde von dem Phänomen Hirschhausen beeindruckt gewesen sein, dem es scheinbar mühelos gelingt, vielen gewichtigen Problemen und Fragen ihres Berufsstandes mit oftmals verblüffend einfachen Lösungen zu begegnen. Denn wenn er nun schon seit längerem als „Glücksbringer“ – so der Titel seines aktuellen Programms – durch Deutschland tourt, so macht er das keineswegs als spaßiger Comedian, sondern als erfahrener Arzt, der bereits hinreichend bewiesen hat, wie heilsam die Verbindung zwischen Humor und Wissen sein kann und wie wichtig sich locker vermittelte Forschung auf das Befinden vieler unglücklicher Patienten auswirken kann.

Da ist es klar, wenn jemand wie er nicht allzu viel von der unübersehbaren Menge an Fachliteratur zum Thema Glück hält. Denn wenn etwas davon tatsächlich funktionieren würde, wäre ja der Markt nicht so voll davon. Und was er von der Esoterik hält (nämlich nichts!), hat er in einer eindrucksvollen und drastischen Szene nachvollziehbar gemacht. Sein wortspielreiches Plädoyer richtete sich vielmehr an den Gebrauch von Herz und Hirn und an so einfache Dinge, die man mit einem schlichten Danke erreichen kann. Als praktische Übung, von denen es gleich mehrere an diesem Abend gab, durfte dies auch gleich jeder, der etwas an diesem Tag für dankenswert hielt, der entsprechenden Person sagen. Und siehe da: eine ganze Anzahl von Zuschauern nutzte die Gelegenheit und machte so gewiss auch jeden der unvermittelt Angesprochenen glücklich.

Solche Momente waren aber jederzeit durchmischt mit rhetorischen Feinheiten und herrlichen Spitzen, die man sich aus dem Munde von Eckart von Hirschhausen gerne gefallen ließ, weil sie die schönste Nebenwirkung nach sich zogen, die man von einem solchen Abend natürlich auch erwartet: Unterhaltung auf hohem Niveau.

Thema Liebe

In diesen Kontext passten eben auch Sätze wie „Heirate oder heirate nicht- du wirstes bereuen!“ (Sokrates oder Beckenbauer?), oder seine Warnung vor der Illusion, unter sechs Milliarden Menschen ausgerechnet die eine große Liebe zu finden – „am besten innerhalb der ersten 80 Jahre, damit man noch ein bisschen was voneinander hat.“ Da wirkte sein Gegenrezept zu allzu viel Romantik durchaus realitätsnah: „Liebe dich selbst, und es ist egal, wen du heiratest.“ Sätze wie diese ernteten immer wieder Beifall, weil sie stets authentisch wirkten und wohl auch einiger Erfahrung entspringen. Besonders mutig aber erwies sich Hirschhausens Auftritt immer dann, wenn es gewissermaßen ans Eingemachte der vielen Psychotherapeuten ging, zu deren Aufgabe es ja schließlich oft gehört, in der Vergangenheit ihrer Patienten zu schürfen. Viele haben geklatscht, doch mancher wird vielleicht etwas ins Grübeln gekommen sein, als er – oder sie – diesen Satz gehört hat: „Wunden verheilen am besten, wenn man sie in Ruhe lässt.“

Mochten einige der Zuhörer anderer Ansicht sein – davon aber, dass Humor heilen hilft, dürfte auch der letzte an diesem gehaltvollen Abend überzeugt worden sein. Und dafür, nämlich für die Stiftung „Humor hilft heilen“ haben anschließend auch viele Zuschauer ihr Portemonnaie geöffnet.