Köstlicher Silvesterspaß mit Chiemgauer Volkstheater
Trotz „Dinner for One“, der Silvesteransprache des Bundeskanzlers und dem Neujahrskonzert aus Wien gönnt sich Lindau nun bereits jahrelang ein zusätzliches Vergnügen, um gutgelaunt das alte Jahr zu verabschieden.
Das „Chiemgauer Volkstheater“ zeichnet dafür verantwortlich, und wiederum rund 1000 Menschen schauten dabei zu.
Und das hat dieses Lustspiel zum besonderen Spaß gemacht: Da vertauscht doch Oma Staudinger (hinreißend: Amsi Kern) in der Straßenbahn versehentlich ihre Tasche, um dann zuhause dollarschweres Diebesgut vorzufinden; und zwar in einem Augenblick, als dem Alois Brunner (so recht bayrisch: Egon Biscan), dem Herrn des Hauses, gerade seine Arbeitsstelle gekündigt wurde, und wo Sohn Tscharly (sympathisch und glaubhaft: Christian Kreß), gleichzeitig pleite, Pizza-hungrig und abenteuerlustig ist; man meint also zu ahnen, wie es jetzt weitergehen würde: Das viele Geld wird am Ende doch der rezessionsbetroffenen Familie gehören, zumindest wird sie eine stattliche Belohnung erhalten, und wenn’s besonders schlimm kommt, verliebt sich Tscharly dann noch in die Gangsterbraut (attraktiv und hoffentlich bald wieder auf dem rechten Weg:
Gabriele Preuß), und Oma Staudinger wird Polizeipräsidentin.
Nichts aber von all dem geschieht:
Das Geld erweist sich als Falschgeld, und die heimlich für einen München-Trip abgezwackten Scheine bringen Tscharly zurecht in Untersuchungshaft, so daß Oma Staudinger nun allerhand zu tun bekommt, um sich den Titel der „bayrischen Miss Marple“ zu erwerben. Geschickt pariert und verarbeitet sie dabei sämtliche bayrischen und lustspiel-bedingten Zutaten als da sind: Leberknödel, Nudelbrett und Regenschirm als Waffen, ein trinkfreudiger Hausherr, etwas belämmerte Polizisten und ein dämlicher Gauner, der sich wahrscheinlich sogar beim Diebstahl einer Zahnbürste erwischen ließe, und anderes mehr.
Sei’s drum: Das Ganze passiert aber mit soviel Witz, schauspielerischer Hingabe und bayrischem Charme, daß die durchaus realistische und vorstellbare Handlung im Vordergrund bleibt. Nach der Pause wird es dann tatsächlich noch richtig spannend, und die Frage, wie die zunehmend zur Hochform auflaufende Amsi Kern den Fall lösen würde, ist so leicht gar nicht zu beantworten.
Zur fälligen Lösung aber tragen bei: Traudl Oberhorner als gradlinige und rollengerechte Mutter Brunner; Kriminaler Hans Stadlbauer, den ein Hexenschuss derart plagt, daß man selbst zu leiden beginnt. Schließlich Rupert Pointvogl, der den Polizisten Ramftinger so spielt, daß ihm höchstens so einfache Gauner wie Jonny Süßbauer zuzutrauen sind.
Ein köstlicher Silvesterspaß, und eine sympathische Werbung für ernstzunehmendes Volkstheater.