Bunbury (Oscar Wilde)

Balzende Pärchen treffen auf geistreiche Bonmots

Nachdem es zuvor gleich zweimal erlesene Theaterkost gab, brachte „Bunbury“ wieder leicht verdauliches „Tagesessen“ aufs Tablett. Und wie bei solchen Anlässen üblich, hat es dem einen geschmeckt und dem anderen nicht. Entsprechend war der Eindruck, den es hinterließ, nicht allzu nachhaltig – die Neugierde auf die kommenden Angebote blieb dennoch erhalten.

Wenn eine Komödie schon über 100 Jahre erfolgreich ist, muss etwas dran sein. Im Falle von Oscar Wildes „Bunbury“ liegt das natürlich vor allem am Wortwitz, der „very british“ daher kommt, und wohl auch daran, dass die absurden Verwicklungen samt ihren Auflösungen keinen Anspruch darauf erheben, besonders ernst genommen zu werden. Thomas Stroux, der Leiter des Tourneetheaters „Der Grüne Wagen“, hat nun eine Tourneefassung des Stückes erstellt, selbst Regie geführt und als köstlicher Transvestit die durchtriebene Lady Bracknell gespielt. Umgeben war er von einem Team, das die Erwartung auf einen heiteren Komödienabend durchaus einlösen konnte – insbesondere taten dies Josef Baum, Petra Liederer, Dinah Pannos und Andreas Wimberger.

Bühnenpersonal herausgefordert

Das fast kitschige Bühnenbild und schrille Kostüme verstärkten den plakativen Effekt, zu dem man sich offensichtlich auch hinsichtlich der Spielanlage entschlossen hatte: ein weiteres

Indiz dafür, dass man „Bunbury“ keineswegs zu einer wie immer gearteten Gesellschaftskritik umfrisieren wollte. Für das Bühnenpersonal bedeuteten die vielen Schlaglichter auf den blasierten Adel, großspurige Dandys und die zweifelhafte Kunst des Müßiggangs gewiss keine ungewöhnliche Herausforderung; umso mehr schien es aber Spaß daran zu haben, dem überzogenen Tun auf der Bühne noch zusätzliche Würze zu verleihen. Zudem bereitete die Menge alltagstauglicher Sinnsprüche und die versteckten Wortspiele jene Art von Vergnügen, das mancher banalen Komödie oftmals abgeht. Dass dabei stets auf deutliche Aussprache und temporeiche Dialoge geachtet wurde, gehört sicherlich zu den Stärken dieser Inszenierung. Wer also hauptsächlich auf solche Aspekte Wert legt, kam hier bestimmt auf seine Kosten.

Nicht jedem Zuschauer wird es aber gelungen sein, sich über zwei Stunden von der leicht hanebüchenen Geschichte mit ihrem obligatorischen Lustspiel-Ende in Bann ziehen zu lassen. Die Absicht „alles Triviale mit großem Ernst und alles Ernste mit schrankenloser und kunstvoller Trivialität“ zu behandeln, wie es Oscar Wilde für „Bunbury“ vorschwebte, ist zwar reizvoll umgesetzt worden. Doch die Anhäufung geistreicher Bonmots und der hohle Gefühlsüberschwang balzender Pärchen nutzt sich irgendwann ab und schlägt schnell ins Gegenteil dessen um, was damit bewirkt werden sollte.

Vor dieser Gefahr war auch die Inszenierung im Stadttheater nicht gefeit – den ihnen gebührenden Beifall durften die Darsteller aber trotz der erwähnten Einschränkungen entgegen nehmen.