Außer Kontrolle (Ray Cooney)

„Außer Kontrolle“ beschert amüsanten Abend

Nach drei „ernsteren“ Stücken im Lindauer Theater durfte es jetzt wieder etwas zum Lachen sein. „Außer Kontrolle“ von Ray Cooney ist eine turbulente Komödie, deren Inhalt man zwar getrost vergessen kann, die aber wegen ihres Tempos und der nie abreißenden Situationskomik einen vergnüglichen Abend bescherte.

Das Schöne an solchen Lustspielen ist, dass man ihre Handlung meist in einem Satz zusammenfassen kann. Bei „Außer Kontrolle“ lautet der: Politiker entdeckt beim Schäferstündchen mit Sekretärin der Opposition eine Leiche im Hotelzimmer und sorgt nun mit seinem eigenen Sekretär dafür, dass diese doppelte Affäre nicht entdeckt wird. Allerdings gibt es in diesem Fall einige originelle Wendungen und sogar einen überraschenden Schluss, was bei Boulevardstücken keineswegs die Regel ist.

Ansonsten folgt das Stück dem bewährten Rezept: Romanus Fuhrmann gibt den Politiker, der in die Enge getrieben wird. Viola Wedekind darf als verführte Sekretärin eine Prise Erotik beisteuern, Wolfgang Grindemann ist der gerissene Kellner, der aus der pikanten Situation Kapital zu schlagen weiß. Auch Jacques Breuer blüht in seiner Aufgabe förmlich auf, um als Staatssekretär seinem Minister die Kohlen aus dem Feuer zu holen: Es ist immer wieder erstaunlich zu beobachten, wie gestandene Schauspieler gerade in solchen Stücken ihrer Spiellust freien Lauf lassen.

Für eine ungewohnte Rolle – der einer Leiche – war Bruno Reinecker ausersehen, und er hatte es naturgemäß etwas schwerer, diese gewissermaßen „mit Leben zu erfüllen.“ Viel leichter hatte es Gisbert-Peter Terhorst, der als gewiefter Hotelmanager die Kunst, immer im falschen Augenblick zu kommen, zur Vollendung brachte und mit seinem unterwürfig-durchtriebenen Spiel viele Zuschauer erfreute.

Freuen wird sich auch Jürgen Marcus, dessen alter Hit „Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben“ immerhin zur „Titelmelodie“ dieser Komödie avancierte und dem 60-Jährigen hoffentlich ein wenig hilft, seine Rente aufzubessern.

Ansonsten gab es lockere Sprüche, wie man sie von jeder anständigen Komödie erwarten darf, etwa die Warnung an den Chef: „Ich habe Sie schon 100-mal vor den Folgen Ihrer Libido gewarnt.“ Oder folgenden Kurzdialog im Hotel: „Ich habe eine Beschwerde!“ „Das kommt mit dem Alter.“

Viel mehr wird sich kaum ins Gedächtnis einprägen, und viel mehr wollte diese Komödie auch sicherlich nicht. Ihr Anliegen, das Publikum gut zu unterhalten und es möglichst oft zum Lachen zu bringen, hat sie besser eingelöst als manche der Vorgängerinnen dieses Genres. Den Nachweis, dass „leichte“ Stücke auf größere Zuschauerresonanz stoßen als diejenigen, die man gern als „ernst“ oder „schwer“ bezeichnet, hat sie jedoch nicht erbracht.