Ein ungleiches Paar (Neil Simon)

Zum „Klassiker“ wird die witzige Story wohl kaum

Was dem Club Vaudeville seine Discos, sind dem Theater seine Boulevardstücke: die Versuchung, den vermutlich kurzatmigen Publikumserfolg von Neil Simons Komödie „Ein ungleiches Paar“ mit einem ähnlich gelagerten Unterhaltungsbedürfnis bei Jugendlichen in Diskotheken zu vergleichen, drängt sich auf (ein Schuft, der einem den Spaß mit dem Hinweis auf die unterschiedliche Behandlung mit Steuergeldern verdirbt…).

Kein Zweifel: die Story bietet reichlich Stoff für witzige Dialoge und vorhersehbare Gags, und es wäre dem Autor nicht zu verdenken, wenn er ihrer Adaptation von männlich nach weiblich nicht auch noch einen zweiten oder dritten Teil folgen ließe. Die Story? Zwanghafte und putzbesessene Frau zieht nach Trennung zu chaotischer Freundin – Punktum! Aus dieser Konstellation mit absehbaren Folgen läßt sich trefflich Material für Darsteller schöpfen, und diese ließen sich denn auch das Angebot nicht nehmen.

Umwerfend und glaubhaft, wie Doris Kunstmann in der Rolle der abgeklärten Olive nach ihrer anfänglichen Geduld mit der frisch getrennten Freundin aufgeht, um schließlich das einzig Richtige zu tun, das sie vor den Putz- und Kochattacken derselben schützt: sie kurz und bündig hinauszuwerfen. Cordula Trantow überzieht die Rolle der leidgeprüften und mitleidshaschenden Florence bisweilen, aber das tut ihrer angenehm nervigen Bühnenpräsenz keinen Abbruch. Selbst den allzu flotten Bruch zum Schluß des Stückes, der sie flugs bei den zwei befreundeten Spaniern (köstlich: Rudolf H. Herget und vor allem Jannis Zoidis) landen läßt, mimt sie angesichts der textlichen Schwächen bravourös und fügsam zu Ende. Bleiben noch zu erwähnen die drei Freundinnen, die mit Ritha Kühl (erfrischend), Sonja Donalies (als herzhafte Polizistin) und Angelique Duvier (naiv und sexy) einen eingeschworenen Kreis für nette Abende mit Karten- und Würfelspiel abgaben.

Aus dem gleichen verständlichen Bedürfnis nach Abwechslung vom Alltag, so scheint es, ist auch der Stoff gemacht, den Neil Simon in seinem Stück „Ein ungleichen Paar“ verarbeitet. Der Erfolg gibt ihm angesichts des vollen Theaters und des höflichen Beifalls recht. Das Zeug zum „Klassiker“ aber – wie die eingespielten Songs von Bill Haley – hat es sicherlich nicht.