WASSERBURG – Vor einem gefüllten Saal, darunter prominenten Vertretern der Gemeinde und anderer Musikerkollegen, gab der Musikverein Wasserburg sein traditionelles Dreikönigskonzert. Es bildete gleichzeitig den Auftakt zu einer Reihe von Veranstaltungen, die demnächst unter dem Motto „1225 Jahre Wasserburg“ folgen werden.
Liest man aktuelle Konzertprogramme ambitionierter Musikvereine, so ähneln diese oft mehr solchen, die man von einem Sinfonieorchester erwartet als von Formationen, die man früher noch (und fast verschämt) als „Blasmusikkapelle“ bezeichnet hat. Gerade der Musikverein Wasserburg, der jetzt mit Elmar Vögel – Bundesdirigent des Allgäu-Schwäbischen-Musikbundes – das jährliche und stets viel beachtete Dreikönigskonzert absolvierte, bietet in dieser Hinsicht immer wieder interessante und spannende Einblicke.
Richard Strauss, Franz von Suppe und Sergei Rachmaninow – drei der sieben gespielten Komponisten also gelten als Vertreter der sogenannten „klassischen Musik“. Bearbeitungen ihrer Werke für Blasorchester sind mittlerweile so selbstverständlich geworden, dass oftmals sogar auf die Angaben der Arrangeure verzichtet wird.
Doch gerade der „Königsmarsch“ von Richard Strauss und Rachmaninovs „Italienische Polka“ wirkten in der Wiedergabe der Wasserburger so authentisch, dass man meinen konnte, sie wären genauso – und nicht etwa für Klavier, wie beispielsweise im zweiten Fall – komponiert worden. Lediglich einige Teile der Ouvertüre zur „Schönen Galathee“ schienen sich in manchen Passagen den klanglichen Möglichkeiten eines reinen Blasorchesters widersetzen zu wollen. Dies umso mehr, als im ersten Konzertteil die Holzbläser offenbar noch nicht ganz die „Höhe“ der Blechinstrumente erreicht hatten, was an exponierten Stellen hin und wieder doch zu hörbaren Divergenzen führte.
Doch spätestens nach der Pause war diese Hürde genommen, sodass die Musiker vor allem in Philip Sparkes „The sunken Village“ und Michel Schönbergs Musical-Erfolg „Les Miserables“ ihr ganzes Können demonstrieren konnten. Die betörende Raumwirkung und die ungewohnten Klangverbindungen im erstgenannten Werk arbeitete Elmar Vögel mit sicherem Gespür heraus, und man hatte zu keiner Zeit den Eindruck, dass ihm das satte Blech oder die ungemein prägnant aufspielende Schlagwerkgruppe dabei nicht folgen könnte.
Ausgewogenes Gesamtbild
Überhaupt scheint es zum Ehrgeiz von Dirigent und Orchester zu gehören, aus den oftmals komplexen Vorgaben der Partitur, wie sie sich auch zuhauf in „Les Miserables“ finden, saubere Klangfarben und ein dynamisch ausgewogenes Gesamtbild zu schaffen. Dessen Wirkung – und das zeigte der Beifall am Schluss und die beiden ihm folgenden Zugaben, nämlich das „Vilia-Lied“ und der „Radetzky- Marsch“ – konnte sich offensichtlich kaum ein Zuhörer entziehen.
Lobend erwähnt sei an dieser Stelle auch die launische, dennoch informative Moderation von Stefan Hilger, der stets darauf bedacht war, dass die Musik im Mittelpunkt des Geschehens < blieb. Und die war-trotz der erwähnten Einschränkungen – einmal mehr I von solch beachtlicher Qualität, dass I: dieses Dreikönigskonzert als würdiger Auftakt für das Wasserburger Jubiläumsjahr gelten darf.s<
Die Musiker des Musikvereins Wasserburg bescheren ihrem Publikum mit betörenden Klangverbindungen ein Konzerterlebnis der Spitzenklasse. LZ-Foto: Christian Flemming