Ein Hauch von Melancholie im Zeughaus

LINDAU – Teil 2 des diesjährigen Zeughausprogramms zeigt den Zuschauern besonders anschaulich, wie wichtig die dortige Bühne geworden ist. Für die große Vielfalt, die sich unter dem Namen „Kleinkunst“ verbirgt, gibt es in Lindau kaum einen besseren Rahmen. Das durfte nun auch der italienische Liedermacher Fabrizio Consoli erfahren.

Neulich dieser starke Bluesabend, dann die gleichermaßen originelle wie unspektakuläre „Geschichtenerzählerin“ Veronika Degler, sonntags darauf die viel bejubelten „Seebergerinnen“, und jetzt dieser Italiener: Da jeder dieser Abende auf eine treue Anhängerschaft zählen konnte, die ihren Besuch wohl nicht bereute, fragte man sich jetzt natürlich: „Wo bleiben eigentlich die Italiener im Publikum?“ Vielleicht aber gibt es ja doch mehr deutsche Fans, die bei Musik von Gianmaria Testa, Eros Ramazotti oder Zucchero ins Schwärmen kommen, während sich die eigenen Landsleute von ganz anderer Musik begeistern lassen. An deutschen Zuhörern jedenfalls fehlte es an diesem Abend nicht.

Fabrizio Consolis Stimme erinnert sehr stark an diejenige von Gianmaria Testa: dieses tiefe und weiche Timbre, mit dem sich jener Hauch von Melancholie, Träumerei und Sehnsucht herstellen lässt, den die Italiener so gut beherrschen; und irgendwie dreht sich immer alles um Liebe, selbst dann, wenn-wie der Sänger betont – ein Titel „mal nicht von der Liebe handelt“…

Consoli macht als Sänger und Entertainer eine gute Figur. Mit seiner sprachlichen Mischung aus Englisch, Italienisch und ein paar Brocken Deutsch schafft er es, gerade so viel Verständnis für seine Texte hervorzurufen, wie es ihnen vermutlich angemessen ist. Da gibt es natürlich viel Lyrik, und manche seiner Ratschläge und Lebensweisheiten verpackt er in solch schöne Klänge, dass man eigentlich froh darüber ist, des Italienischen nur spärlich mächtig zu sein.

Dass Fabrizio Consoli dank seiner Stimme und seines virtuosen Gitarrenspiels im Mittelpunkt steht und sich dort sichtlich wohl fühlt, ging wohl für alle Zuhörer in Ordnung.

Allerdings darf der Anteil nicht unterschätzt werden, den seine drei Kollegen beisteuerten, um dieses Konzert auch zu einem musikalischen Genuss werden zu lassen. Gigi Rivetti bewies am Klavier (und zweimal am Akkordeon), wie sensibel er manch musikalischem Bogen erst zum Leuchten brachte. Marco Milani verhalt mancher Passage mit seiner gedämpften Trompete erst zu ihrer wirklichen Schönheit, und Schlagzeuger Silvio Centamore war mehr als einmal nicht nur Takt-, sondern auch Impulsgeber für das Atmosphärische und den rechten Klang untereinander. Dass sie allesamt dem Jazz nahestehen, drang immer wieder durch und schlug sich letztlich in der hohen musikalischen Qualität dieses Abends nieder. Zwar ließ sich niemand vom Titel „Musica per ballare“ zum Tanzen inspirieren, doch dass man sich gerne von der Musik und der Stimme Fabrizio Consolis unterhalten ließ, legte der begeisterte Beifall nahe. Es hätte wohl auch vielen Italienern gefallen.