Bette überzeugt nur halb
Loni von Friedl hat die neue Theatersaison mit dem Einpersonenstück „Solo für Bette“ eröffnet. Die nichts beschönigende Hommage an Bette Davis gewährte zwar tiefe Einblicke in deren Leben, erfüllte jedoch nur bedingt die Hoffnung auf einen anregenden Theaterabend.
Wer sich auf anschauliche, wahrlich kunstvolle Weise mit Leben und Werk der Schauspielerin Bette Davis befassen wollte oder einfach zu ihren Bewunderern zählt, der kam an diesem Abend bestimmt auf seine Kosten. Mit Hingabe, Leidenschaft und hin und wieder geradezu verblüffender Ähnlichkeit mit dem Hollywood-Original zog Loni von Friedl die angekündigte „Bette-Davis-Show“ ab. Aus vielen Zitaten, Geschichten und Lebenssituationen entstand ein Stück, aus dem Loni von Friedl dank ihrer Schauspielerfahrung ein Porträt formte, das sich zu einem stimmigen Bild jener unbequemen Persönlichkeit fügt.
Aus der Sicht des alt gewordenen Stars erfahren wir ihre Haltung zu Kindern („Eigene Kinder kann man sich sparen!“), Aufschlussreiches zu ihren vier Ehen, und wir beobachten den ewigen Konkurrenzkampf unter Schauspielern.
Da wird geflucht und derb gesprochen, provoziert und geklagt. Stets betont Bette, wie hart sie gearbeitet und wie viele Oscars und Nominierungen sie bekommen habe.
Sehr eindrücklich schildert Loni von Friedl jene Zeit, als Brustkrebs und Schlaganfall Bette Davis ans Krankenhausbett gefesselt hatten, doch nie lässt sie auch nur den Verdacht aufkommen, als wollte der große Hollywoodstar je „Everybody’s Darling“ sein: „Alle haben sich über mein Benehmen beschwert“, resümiert sie mit dem Selbstbewusstsein einer Diva, die einfach weiß, was sie sich leisten kann.
Regisseur Horst Königstein hat das Einpersonenstück mit Loni von Friedl erarbeitet. Es enthält viele starke Momente, die gute Schauspieler natürlich dankbar aufnehmen und – wie in diesem Falle – auch brillant umsetzen. Doch in der Summe ergibt sie keine stringente Handlung oder gar einen dramaturgisch überzeugenden Plot, der bis zum Schluss tragen könnte: Daran kann auch eine überzeugend aufspielende Loni von Friedl nur wenig ändern.
Hoffen auf glanzvolle Stücke
Fast wirkt sie wie ein wunderbarer Ballkünstler, der allein übers Fußballfeld dribbelt: Auch in Höchstform ersetzt er kein spannendes Fußballspiel, selbst wenn er noch so viel Publikumskontakt hat oder mit überraschenden Kraftausdrücken für Aufmerksamkeit sorgt. Irgendwann lässt die Faszination beim Zuschauer nach, denn er ahnt, dass keine neuen Erkenntnisse mehr zu erwarten sind. Dies spricht keineswegs gegen Einpersonenstücke, von denen man hier gerade in den letzten Jahren Überragendes sehen konnte. Es zeigt vielmehr die Schwierigkeiten, mit denen man bei Biographien, die für die Bühne geschrieben. werden, rechnen muss.
So bleibt als Fazit dieses ordentlich besuchten Saisonauftaktes: Er hat mit glanzvoller Schauspielkunst begonnen – was jetzt noch fehlt, sind glanzvolle Theaterstücke.