Der eingebildete Kranke (Molière)

Köstlicher Theaterspaß

„Bei den Preisen kann es sich bald niemand mehr leisten, richtig krank zu sein.“ Mit dieser Erkenntnis Argans, Molières eingebildetem Kranken, hatte es sich dann auch schon mit zeitbedingten Bezügen. Seine unverwüstliche Komödie entzieht sich von jeher allzu forschen Interpretationsversuchen. Dankbar und fern davon, ein schlechtes Gewissen zu bekommen, läßt man sich also auf den herrlichen Spaß ein.

Es war ein geschickter Regieeinfall von Volker Lechtenbrink, Hauptdarsteller und Regisseur des „Malade imaginaire“, die Komödie mit der Darstellung von Molières letzten Lebensstunden zu umrahmen: Immerhin starb dieser kurz nach der vierten Aufführung dieses Stückes an den Folgen eines Blutsturzes – das Kostüm des Argan hatte er noch an.

Die Produktion der „Münchner Tournee“ war geprägt von der berstenden Spiellaune des Hauptdarstellers und dessen Ensemble, das jeden der sich anbietenden Späße und Heiterkeitsmomente auskostete. Neben der sympathischen und selbstbewußten Toinette (Cornelia Sikora, jenem Typ zum Pferde stehlen) taten sich dabei vor allem Helmut Stauss als Arzt Diafoirus und Karl Knaup als dessen Sohn hervor. Wenn Dämlichkeit und Einfalt zelebrierbar und in Masken umhüllbar sind – hier geschah es aufs Köstlichste.

Von Herzen unsympathisch führte Yvonne Brüning Argans zweite Frau vor, inbrünstig verachtet von Tochter Angélique, die in Nane Brüning (im richtigen Leben demnach die echte Tochter) ein anrührendes Exemplar jenes Typs abgab, die erste Wahl für hübsche, aber unglückliche Königstöchter sind.

Geradezu eindrucksvoll gelang die Traumszene Argans, wo die komplette, schwarz verkuttete Truppe – sauber der Größe nach sortiert, mit Kinderrad und Stelzen noch betont – eine bedrohliche Attacke mit der Klistierspritze ritt.

So sparte die Aufführung nicht mit Späßen, die hübsch und schlagfertig, derb oder als Wortspiel daherkamen.

Kleine Gesangseinlagen – schließlich hat Volker Lechtenbrink seinen frühen Ruhm als Sänger erworben – und sein erstaunliches Grimassenspiel, das hin und wieder Szenenapplaus auslöste, rundeten den heiteren Theaterabend ab.

Mit einer launigen Verbeugungssequenz am Ende verabschiedete sich die Truppe von einem herzlich applaudierenden Publikum, welches das Theater sichtlich gut gelaunt verließ und eine Vorstellung mit bester Unterhaltung in Erinnerung behalten darf.