LINDAU – Mit Werner Specht und dem Duo Inflagranti ist die diesjährige Saison im Zeughaus zu Ende gegangen. Sowohl die Qualität dieses Auftritts als auch der große Besucherandrang waren symptomatisch für ein Jahresprogramm, das mit vielen Highlights aufwarten konnte.
Wie schafft der Mann das bloß? Trotz vergleichsweise häufiger Auftritte in der näheren Umgebung war das Zeughaus wieder brechend voll, um dem Allgäuer Liedermacher zuzuhören. Vielleicht lag es diesmal auch daran, dass mit dem „Duo Inflagranti“ zwei ebenbürtige Musikerinnen auf der Bühne standen, die es geschickt verstanden, den Liedern des sympathisch-kauzigen Specht entweder neue Farben beizumischen oder sie zu ergänzen.
Jemand wie Werner Specht kann es sich natürlich längst leisten, Künstlerinnen mit auf die Bühne zu nehmen, die für bestimmte Stücke auch mal mehr Beifall bekommen als er selbst. Ein wenig ist er wohl auch stolz auf Vreni Kuisle und Sandra Müller, wenn die etwa mit Harfe und Hackbrett eine anspruchsvolle südamerikanische Nummer abziehen. Gleich mehrere Instrumente beherrschen die beiden, Humor haben sie außerdem, und singen können sie auch noch – kein Wunder also, wenn sie von den Zuhörern schnell ins Herz geschlossen werden.
Denn wer nun erwartet hatte, dass bei dieser Instrumentenkombination ein Abend folgen würde, der gediegener Stubenmusik frönt, sah sich aufs Angenehmste enttäuscht. Vielmehr paarten sich die herrlichen, oftmals hintersinnigen Lieder von Werner Specht in ihrem klanglichen Reiz immer wieder mit den musikalischen Ausflügen, welche die Damen ins Reich der Folklore, der Klassik und sogar des Jazz unternahmen.
Dazwischen aber verbanden sich die zwei Künstlerinnen mit Werner Specht zum gemeinsamen Spiel, warfen sich kokett die harmonischen Bälle zu, ließen sich mal gegenseitig den Vortritt oder rätselten, welches Stück denn nun als Nächstes zu spielen sei. Das verlieh dem Ganzen den Hauch des Spontanen und dem Konzert jene Atmosphäre, die solch einen Abend zu einem unmittelbaren, fast persönlichen Erlebnis machen können.
Großes Spektrum zeigen
Werner Specht und das Duo Inflagranti haben jedenfalls bewiesen, dass in dieser Präsentation eine Bach’sche Toccata ohne weiteres neben „I ka di it vergeasse“ passt, und dass „Dream a little Dream“ in Terzettform durchaus konkurrieren kann mit dem hochvirtuosen „Zirkus Renz“, das sich die bei-den Damen an Harfe und Hackbrett für den Schluss aufgehoben hatten.:
Wer sich also diesmal größere Anteile von dem versprach, was sich mit dem Namen Werner Specht verbindet – lokaler Bezug, poetische Kraft und biographische Anteile – der dürfte an diesen „vielsaitigen Allgäuer Klängen“ gespürt haben, wie groß das künstlerische Spektrum eigentlich ist, mit dem der Liedermacher und Maler sein Publikum unterhalten und in Bann ziehen kann.